Küchen(t)räume
Küchenhandel

Küchen(t)räume handgemacht plan 3 setzt auf deutsch-tschechische Maßarbeit Eine spannende Adresse: in einem alten Hochbunker in Siegen firmiert die plan 3 küche GmbH. Ein langer Holztisch und eine speziell für den Raum gestaltete Funktionsküche sind alles, was Sascha Vetter und Walter Müller hier – neben ihren Laptops – als Arbeitsgrundlage brauchen. Sie nennen es ihre Planungswerkstatt, die sie bewusst minimalistisch gestaltet haben: „Wir wollten kein Ladengeschäft mehr, sondern es eher radikal umdrehen.“

Bei plan 3 geht es darum, einen kreativen Entfaltungsraum zu bieten, in dem man gemeinsam mit den Kunden neue Ideen entwickeln kann. Es gibt kein festes Programm, keine festen Bausteine, jede Küche ist ein Unikat. „Durch die Manufaktur haben wir angefangen, die Küche auch zu erfinden“, drückt es Walter Müller aus. Siebzehn Jahre lang hat er sich der Beratung und dem Verkauf von Küchen gewidmet und führte weitere zehn Jahre lang seine eigenen Markenstudios mit bulthaup und Siematic. Seit 2001 arbeitet er mit Sascha Vetter zusammen. Sie sind ein ungewöhnliches Team: der altgediente Planer und Berater mit der sonoren Stimme und der dynamische Vetter, Gründer und Geschäfts-führer von plan 3. Ein Team, das sich aber perfekt ergänzt. Sascha Vetter, gelernter Bauzeichner und Architekt, macht die Firmenentwicklung, Projektplanung und Koordination, Walter Müller die individuelle Küchenplanung. Als Dritten im Bunde gibt es den Manufakturleiter Martin Talas. Er ist Schreinermeister und mit sechs weiteren Mitarbeitern für die handwerkliche Umsetzung und Verwirklichung der Küchenpläne verantwortlich – in Tschechien.

Dort hat Vetter vier Jahre nach dem Start in Deutschland 2003 ein zweites Unternehmen gegründet, die plan 3 manufaktur GmbH. Alle Küchen für den deutschen und den tschechischen Markt werden dort gefertigt. Vetter hat familiäre Wurzeln in Tschechien und absolvierte sein Architekturstudium an der Kunst- und Industrieschule in Prag. Der Liebe wegen blieb er im Land und hat dort nun seinen Hauptwohnsitz in Uherske Hradiste, ca. 120 Kilometer nördlich von Wien. Alle vier bis sechs Wochen kommt Vetter nach Deutschland, dem größten Markt für plan 3. 70 Prozent der Umsätze werden mit deutschen Kunden generiert. Ausgestattet werden in der Regel Privathaushalte. In Deutschland über-wiegen Neuplanungen in bestehenden Immobilien, in Tschechien die Ausstattung von Neubauten in Form größerer Wohnhäuser und Villen. Übergreifend gestaltet man dazu weitere Möbel, vom Essbereich über die Garderobe und Badezimmer bis zum Treppenbau. Der Anspruch ist es, Kochlandschaften und hochwertigen Lebensraum zu schaffen, bei denen nicht das einzelne Möbel, sondern die Wirkung des ganzen Raumes im Vordergrundsteht. „Viele Kunden wissen gar nicht, was gerade in der Küche alles möglich ist“, sagen Vetter und Müller. Ihre Aufgabe sehen sie darin, diese Möglichkeiten ästhetisch, bedarfs- und funktionsorientiert dem Kunden zu vermitteln. Das braucht Zeit. Zeit, die der klassische Küchenfachberater in der Regel nicht hat. Zehn Planungsgespräche, viele davon vor Ort beim Kunden, sind durchaus üblich. Der Prozess wird auf CAD-Basis erstellt sowie mit hochwertigen Techniken bis hin zum Fotorealis-mus unterstützt. Auf Wunsch können die Kunden die Werkstatt besuchen, sonst werden sie auch mit Fotos über die Entwicklung ihrer Küche informiert. Als Materialen kommen viel Mineralwerkstoffe wie Corian zum Einsatz, ergänzt durch Massivhölzer, Metall und Glas. Das Corian ermögliche flächenbündiges Arbeiten mit unsichtbaren Übergängen, habe ein gutes Handling und sei gut zu säubern, schildert das plan 3-Team die Vorteile des Werkstoffs, aus dem Arbeitsplatten wie auch Fronten gemacht werden. Preislich liegen die Küchen im Schnitt bei ca. 20.000 bis 50.000 Euro bis hin zum sechststelligen Bereich. „Wenn es günstiger sein muss“, so Vetter, „geht es auch mit einer ordentlichen Laminatfront.“ Sich unbezahlbar zu machen, wäre seiner Meinung nach der Anfang vom Ende, denn es gibt viele Kunden mit einem hohen Designanspruch, die aber nicht so viel bezahlen können.

Es ist Anfang Oktober und Vetter weilt gerade für ein paar Tage wieder in seiner alten Heimatstadt Siegen. Zusammen mit Walter Müller ist er auf dem Weg zu Werner Seelbach. Dieser gehört zu einem Netzwerk von Architekten, das sich plan 3 über die Jahre in Deutschland und Tschechien aufgebaut hat. Man inspiriert sich und vermittelt sich gegenseitig Kunden. Anfragen kommen zudem über die Internetseite und natürlich über Empfehlungen und vorherige Aufträge. Das Trio Vetter-Müller-Seelbach arbeitet intensiv zusammen. Zurzeit planen sie u.a. ein großes Küchenprojekt mit Hauswirtschaftsraum. Auch eine Arztpraxis haben sie gemeinsam ausgestattet – ein Markt, auf dem sie mehr Potential sehen, da in Praxen ähnliche Elemente wie in den Küchen zum Einsatz kommen. Zuhause bei Seelbach: viel Weiß, viel Licht und eine plan 3-Küche – mit zwei kleineren Inseln statt des klassisch großen Monolithen und einer schwarz glänzenden Schrank- und Gerätewand. Von Design und Qualität hatte der Architekt sich vorher überzeugt.

Überrascht war er von der kurzen und effektiven Montagezeit. Er hat sich für sein Haus zwei Küchen bauen lassen und beide waren in zwei bis drei Tagen komplett aufgebaut und funktionsfähig. Fast 1.000 Kilometer haben die Küchen bis zu ihm zurückgelegt, eskortiert von den plan 3-Schreinern. Das ist die übliche Vorgehensweise: Die Schreiner machen die Montage, darunter immer mindestens einer, der unmittelbar an der Fertigung der jeweiligen Küche beteiligt war. Bei Seelbach war das der Spezialist für Mineral-werkstoffarbeiten. Seine Küche ist aus dem spanischen Mineralwerkstoff Krion. Für die Manufaktur ist es essentiell, bis zum letzten Schräubchen professionell zu arbeiten. Hand-werkliche Perfektion ist ihr Aushängeschild und beim Kunden können nur die hauseige-nen Schreiner den Aufbau leisten. Küchenplaner Müller erklärt: „Die Montage vor Ort ist bei uns die finale Produktion.“

Sascha Vetter feiert mit plan 3 nächstes Jahr schon den 20sten Geburtstag. Er ist immer auf der Suche nach neuen Eindrücken und besonderen Lösungen. So hat er als Erster mit Bora auf dem tschechischen Markt gearbeitet. Die, wie er sagt, „tricky Planungen“ seiner Firma werden mitunter auch in den Bora-Magazinen vorgestellt. Eine nur geringe Rolle spielen bis jetzt dagegen die digitalen Features im Rahmen von Smart Home. „Bei uns steht der Spaß am Kochen im Vordergrund, das muss die Küche erfüllen“, sagt Vetter. Zusätzlich zu der Küchen- und Möbelmanufaktur betreibt er in seiner zweiten Heimat noch das Jiné Café 2, was übersetzt soviel heißt wie das ‚andere Café’. Es ist mit plan 3-Möbeln ausgestattet und damit eine Art verlängerter Showroom, in dem man sich mitunter auch zum Küchenplanen trifft. Bisher entwirft und baut plan 3 rund 50 Küchen im Jahr. Gerne würde man die Produktion weiter aufstocken und sucht dafür jetzt weitere Schreiner. www.plan3.pro

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